Widerständige Melancholie
Konzert und DJane-Set mit Derya Yıldırım und DJane Masta Sai
Donnerstag, 27. August 2020, 19.30 h
Sprache: Deutsch
Hygienekonzept: Die Veranstaltung findet in einer gut durchlüfteten 400 m² großen Halle statt, die mit einem Abstand von 1,5 m bestuhlt ist. Am Einlass stellen wir Desinfektionsmittel bereit. Bitte haltet den Mindestabstand ein und tragt einen Mund-und Nasenschutz.
Anmeldung: Bitte meldet euch über post@district-berlin.com an, wenn ihr an der Veranstaltung vor Ort teilnehmen möchtet. Die Teilnehmer*innenanzahl ist auf 40 Personen begrenzt.
1978 schrieb Ozan Ata Canani mit Deutsche Freunde* Musikgeschichte. Er sang: „Arbeitskräfte wurden gerufen, unsere deutschen Freunde, aber Menschen sind gekommen, unsere deutschen Freunde, nicht Maschinen, sondern Menschen.“ Canani spricht für die erste Generation, für die „Drecks- und Müllarbeiter, Stahlbau- und Bahnarbeiter“ aus „Türkei, aus Italien, aus Portugal, Spanien, Griechenland, Jugoslawien“. Er spricht auch für die zweite Generation: „Und die Kinder dieser Menschen leben in zwei Welten. Ich bin Ata und frage euch, wo wir jetzt hingehören?“
Für Widerständige Melancholie, der letzten Veranstaltung im Rahmen von Memory Care, versammeln Derya Yıldırım und Djane Masta Sai postmigrantische Kampf- und Solidaritätslieder und überführen diese in ein lebendiges Archiv. Hört mit uns die musikalischen Spuren von (Arbeits-)Migration und lasst uns gemeinsam – widerständig und melancholisch – den Abschluss von Memory Care feiern.
Die Hamburger Sängerin und Multi-Instrumentalistin Derya Yıldırım erlernte von Kindesbeinen an Klavier, Gitarre, Ud, Saxofon und Bağlama. Von 2013 bis 2016 studierte sie an der Hamburger Musikhochschule und setzte ihr Studium im Fach Bağlama bei Taner Akyol an der Universität der Künste in Berlin fort. Yildirim arrangiert die reiche traditionelle türkische Poesie immer wieder neu und führt sie in die Zukunft, ohne dabei das Bewusstsein für die Vergangenheit zu verlieren. Die Symbiose aus anatolischer Volksmusik, modernen Grooves und Andeutungen von Psychedelia, Jazz und Funk wurde bereits als „neue deutsch-anatolische Psycho-Pop-Sensation“ gefeiert (Junge Welt).
Die in Berlin lebende Politikwissenschaftlerin und Germanistin Sahar Chopan aka. Djane Masta Sai ist die Begründerin der DostHane-Eventreihe und Resident-Djane der regelmäßigen Zembîl-Reihe des SO 36 in Berlin. Mit ihrem traditionell verankerten und pankulturellem „Best Berlinistan Garam Masala Sound“ hat sie die ersten afghanischen Surfmeisterschaften 2015 in Portugal musikalisch begleitet. Als erste Deutsch-Afghanische Djane ist sie mit ihrem weitreichendem Musikspektrum eine Pionier_in in der Berliner Clubszene. Wie der Name „Masta“ bereits anklingen lässt, versetzt sie mit ihren Klängen das Publikum in ein euphorisches Tanzfieber.
*Die Originalaufnahme von Deutsche Freunde ging verloren. Als Imran Ayata und Bülent Kullukcu 2013 Lieder für ihre Kompilation Songs of Gastarbeiter sammelten, ging Ozan Ata Canani ins Studio und nahm Deutsche Freunde noch einmal auf. Damit wurde Pionier*innenarbeit im doppelten Sinne geleistet.
Diese Veranstaltung findet im Rahmen von Memory Care statt. Einem Projekt von Nuray Demir und Andrea Caroline Keppler / District*Schule ohne Zentrum. Memory Care verstehen wir als Versuch, dem herrschenden Narrativ intersektionale Erinnerungs*kulturen entgegenzusetzen und die Geschichten von Arbeitsmigrant*innen sowie auch anderer marginalisierter Akteur*innen nachzuzeichnen. Mit ihren ganz unterschiedlichen Protest- und Widerstandsformen haben sie wichtige Pionier*innenarbeit geleistet und ein empowerndes Vermächtnis hinterlassen, das nach wie vor von großer Relevanz ist. Dieses Vermächtnis möchten wir sichtbar machen.
In Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.