TFPM – The Forgotten Pioneer Movement

02/10/2014 — 29/11/2014

Egle Ambrasaite, Imagining the Absence, video still, 2014, Photo: Museum Aikas Zado Live

Bankleer, ‚sleepy hollows‘, The Forgotten Pioneer Movement at District Berlin, 2014, Photo: Louis Haugh

Bankleer, ‚sleepy hollows‘, The Forgotten Pioneer Movement at District Berlin, 2014, Photo: Louis Haugh

Set #B Exhibition Installation View, The Forgotten Pioneer Movement at District Berlin, 2014, Photo: Emma Haugh

Set #B Exhibition Installation View, The Forgotten Pioneer Movement at District Berlin, 2014, Photo: Emma Haugh

SKILLS, 'AVANT', The Forgotten Pioneer Movement at District Berlin, 2014, Photo: Louis Haugh

SKILLS, 'AVANT', The Forgotten Pioneer Movement at District Berlin, 2014, Photo: Louis Haugh

Anchi Cheng, Kristina Leko, Jonathan Ryall, Lisa Schwalb, WEDDING SEMINAR OUTLET (crash course), The Forgotten Pioneer Movement at District, 2014, Photo: Louis Haugh

Lina Albrikienė, Ēriks Apaļais, Ieva Astahovska & Inga Lāce, bankleer, Ana Bogdanović, [BLOK] (Ivana Hanaček, Ana Kutleša, Vesna Vuković), Mitya Churikov, CORO collective, Kasia Fudakowski, Sophie Goltz, Gal Kirn, Nicu Ilfoveanu, Wilhelm Klotzek & David Polzin, Snejana Krasteva & Peter Tzanev, Kate Krolle & Maya Mikelsone, Kristina Leko & Anchi Cheng & Jonathan Ryall & Lisa Schwalb, Marina Naprushkina, Rasa Navickaitė, Newsreel front, Alexandra Pirici (& Mădălina Dan, Farid Fairuz, Manuel Pelmuş), Marta Popivoda, Claudia Rößger, Elske Rosenfeld, Anca Rujoiu & Madalina Zaharia, Anna Till & Juliane Schmidt, SKILLS, VIP, Ana Vujanović, Nikola Vukobratović, ŽemAt (Agnė Bagdžiūnaitė, Domas Noreika, Eglė Ambrasaitė, Aušra Vismantaitė, Noah Brehmer, Eglė Mikalajūnė) u. a.

 

„Es ist der Auftrag unserer Generation, diese strategisch dämonisierte Vergangenheit zu revidieren.“
Agnė Bagdžiūnaitė (Künstlerin und Kuratorin/ŽemAt, Litauen)

TFPM beschäftigt sich mit der Bedeutung der „letzten Pioniere“, derjenigen Generation, die in der Auflösungsphase des Kalten Krieges, der „Perestroika“, und den 1990er Jahren des „pOst-Westlichen“ Europas aufgewachsen ist. Als fiktionale Bewegung erprobt TFPM Formen der kulturellen Erinnerung und ermittelt die gesellschaftlichen Perspektiven dieser Generation.

Als modernistisches Phänomen und Ex-Gestalt kindlicher und jugendlicher Identifikation, eignet sich die Figur der Pionierin/des Pioniers, um die vielseitigen Einschreibungen von Bildungsinstitutionen und öffentlich mobilisierten Ideologien im ehemaligen „Osten“ wie auch im ehemaligen „Westen“ zu untersuchen.

TFPM kombiniert Strategien und Diskurse aus visueller wie darstellender Kunst und Kulturtheorie, um sich der von Edit András beobachteten „zurückliegenden Zukunft“ als einer paneuropäischen Erfahrung unabhängig von geopolitischen Klassifizierungen zu nähern. 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer schlägt TFPM mithilfe dreier sogenannter Sets neue Konstellationen zwischen jener entfernten Zukunft und Insignien der Gegenwart vor.

Set #A: Performances und Workshops

Mit bankleer, Kasia Fudakowski, Snejana Krasteva & Peter Tzanev, Kate Krolle & Maya Mikelsone, Domas Noreika/ŽemAt, Alexandra Pirici, Elske Rosenfeld, Juliane Schmidt & Anna Till, SKILLS, VIP

In Anlehnung an die kulturelle Erinnerungstechnik des Psychodramas reagiert das Set #A auf Orte im ehemaligen Osten wie im ehemaligen Westen Berlins, um anhand der Figur der Ex-Pionierin/des Ex-Pioniers kollektive und individuelle Erinnerungslinien neu zu verknüpfen. Die Performances aktivieren Zustände und Gesten historischer und politischer Diskontinuität und betonen ihre transformative Qualität. Die anwesenden Personen, Objekte und Architekturen erhalten dabei die Rollen von Stellvertreter*innen noch nicht artikulierter, im Ungewissen liegender Erfahrungen.

Set #A wird realisiert in Kooperation mit der Galerie M, dem Jugendzentrum FAIR und HAU Hebbel am Ufer.

Set #B: Ausstellung

Mit Lina Albrikienė, Ēriks Apaļais, bankleer, Mitya Churikov, CORO Collective, Nicu Ilfoveanu, Wilhelm Klotzek & David Polzin, Marina Naprushkina, Claudia Rößger, ŽemAt

In der Ausstellung werden die im Kontext „pOst-Westlicher“ Transformationen unbeachteten, negierten oder auch unbekannten Dinge, Stile und Worte als indexikalische Spuren aufgegriffen und rekonstelliert. Um sich den Historisierungsprozessen der (post-)sozialistischen Erfahrung jenseits mythologisierender Vereinnahmungen zu nähern, schlägt TFPM eine Neuverknüpfung jener entfernten Zukunft mit spezifischen Erfahrungen der Gegenwart vor.

Set #B wird von der Appendix Collection vervollständigt, einer Recherchestation mit Bezugsmaterial der Teilnehmer*innen, dem transitland: Video Art from Central and Eastern Europe 1989-2009 (kuratiert von Edit András und Margarita Dorovska) und den TFPM-Videos von Lina Albrikienė, bankleer, Vlad Basalici, Eglė Budvytytė & Bert Groenendaal, Irina Botea, Cooltūristės, Lenka Clayton, eteam, Anna Jermolaewa, Szabolcs Kisspál, Jumana Manna & Sille Storihle, Wilhelm Klotzek, Anna Molska, VIP, Clemens von Wedemeyer, Katarina Zdjelar u.a.

Set #B wird realisiert in Kooperation mit dem Balassi Institut – Collegium Hungaricum Berlin (CHB).

Set #C: Öffentliches Seminar – The Pioneer Camp of ReVision

Mit Ieva Astahovska, Nika Autor/Newsreel front, Agnė Bagdžiūnaitė/ŽemAt, [BLOK] (Ivana Hanaček, Ana Kutleša, Vesna Vuković), Ana Bogdanović, Sophie Goltz, Gal Kirn, Inga Lāce, Kristina Leko & Anchi Cheng & Jonathan Ryall & Lisa Schwalb, Rasa Navickaitė, Marta Popivoda, Anca Rujoiu, Ana Vujanović, Nikola Vukobratović, Madalina Zaharia u.a.

The Pioneer Camp of ReVision ist ein öffentliches Seminar, das vom 3. bis zum 5. Oktober und am 20. November Vorträge, Workshops, Diskussionen, Künstler*innengespräche, Performances und Screenings umfasst. Co-organisiert vom Kuratorinnenkollektiv [BLOK] und der Kunsthistorikerin Ana Bogdanović (Universität Belgrad), widmet sich The Pioneer Camp of ReVision an drei Seminartagen u.a. kulturwissenschaftlichen Theorien zur Vergegenwärtigung des Absenten, zur kritischen Reevaluation des sozialistischen Projektes und zur Analytik generationaler Erfahrung.

Set #C wird realisiert in Kooperation mit [BLOK] und dem Latvian Centre for Contemporay Art, Riga.

The Forgotten Pioneer Movement ist ein Projekt der District Kunst- und Kulturförderung Berlin, gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds Berlin und dem BKJ-Förderprogramm Künste Öffnen Welten.

The Forgotten Pioneer Movement wird realisiert in Kooperation mit [BLOK], Balassi Institut – Collegium Hungaricum Berlin (CHB), Latvian Centre for Contemporary Art, Riga, Galerie M, FAIR und Galerie im Turm und durch die freundliche Unterstützung von HAU Hebbel am Ufer, Maxim Gorki Theater, Stiftung Kunstfonds, Ehemaliges Tschechoslowakisches Kulturinstitut, Artseco, CinePlus, deinestadtklebt.de, Holz Possling, motel plus und Estrel Hotel.

[1] Dies geht zurück auf den deutschen Begriff „pOst-Westlich”, der die Konstruiertheit des „Ostens“ und „Westens“ unterstreicht und diese beiden Konzepte kombiniert. Das „pOst“ impliziert, dass sich nicht nur der „Osten“, sondern auch der „Westen“ verändert hat. Für weitere Informationen siehe: Elize Bisanz, Diskursive Kulturwissenschaft. Analytische Zugänge zu symbolischen Formationen der pOst-Westlichen Identität in Deutschland, Münster: Lit Verlag 2005; Marlene Heidel & Elize Bisanz, Bildgespenster. Künstlerische Archive aus der DDR und ihre Rolle heute, Bielefeld: Transcript 2014.