KLASSENSPRACHEN. Closing

— 16/09/2017

Frank B. Wilderson III, Vortrag mit anschließendem Gespräch mit Kathy-Ann Tan im Rahmen der Ausstellung Klassensprachen, District Berlin, 16. September 2017, Foto: Nina Hoffmann

keyon gaskin, its not a thing, Performance im Rahmen der Ausstellung Klassensprachen, District Berlin, 16. September 2017, Foto: Nina Hoffmann

DISKUSSION, PERFORMANCE, MAGAZIN-RELEASE UND CLOSING PARTY

Samstag, 16. September 2017

Am vorletzten Tag, an dem KLASSENSPRACHEN bei District Berlin als Ausstellung zu Gast ist, feiern wir gemeinsam den Release der Ausgabe Null unseres gleichnamigen Magazins (mit Beiträgen von u.a. Cultural Capital Cooperative Object, Hans-Christian Dany, Övül Durmuşoğlu, Sarah M. Harrison, Christiane Ketteler, Rachel O’Reilly, Susanne M. Winterling sowie Künstler*innen der Ausstellung). Ein Tag mit Vorträgen, Diskussionen, einer Performance und Party beschließt KLASSENSPRACHEN in Berlin, bevor das Projekt im November mit einer weiteren Station im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf weitergeht.

 

16 Uhr Frank B. Wilderson III (University of California, Irvine)
moderiert von Kathy-Ann Tan (John-F.-Kennedy-Institut, FU Berlin)

In seinem Vortrag wird Frank B. Wilderson III den in KLASSENSPRACHEN immer wieder negativ bestimmten Begriff der Klasse – der bereits für Ausstellung und Vortragsprogramm zentral war – ganz grundsätzlich in Frage stellen. Einer seiner Ausgangspunkte ist hierfür die Geschichte der Black Liberation Army als einer anti-systemischen Bewegung, deren Militanz die Grenzen moderner politischer Subjektivität überschritt (anders es als z.B. die RAF tat). Wilderson wird diskutieren, inwiefern die historische Entstehung und Konsolidierung der Klasse als Träger der Kommunistischen Revolution auf einem Verständnis von politischer Freiheit fußt, das den Schwarzen als Sklaven immer schon voraussetzt und ausnimmt. Das moderne Verständnis der Freiheit, das dem Arbeitersubjekt zu Grunde liegt, hat ihr Gegenüber in der Sklaverei und liegt nicht jenseits von ihr. Moderiert von Kathy-Ann Tan wird Wilderson im Gespräch seine Thesen im Bezug auf dasjenige Medium schärfen, das in seiner Arbeit immer wieder einen eigenen Platz einnimmt und das bereits am Eröffnungswochenende von KLASSENSPRACHEN von Juliana Spahr und Monika Rinck als Ort grundlegender Rekonstruktion des individuierenden Denkens ausgelegt wurde: das Poetische.

Frank B. Wilderson III ist Autor, Dichter, Wissenschaftler, Aktivist und Filmemacher. Er unterrichtet Drama und African American Studies an der University of California, Irvine. Seine literarische wie auch kritische und wissenschaftliche Arbeit ist international publiziert und umfasst u.a. Incognegro: a Memoir of Exile and Apartheid (2008), Red, White, & Black: Cinema and the Structure of U.S. Antagonisms (2010) sowie „The Black Liberation Army and the Paradox of Political Engagement“ (2014).

Kathy-Ann Tan arbeitet als Literaturwissenschaftlerin am John F Kennedy Institut der Freien Universität Berlin. Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen gehört Reconfiguring Citizenship and National Identity in North American Literary Imagination (2015) und davor The Nonconformist’s Poem: Radical „Poetics of Autobiography” in the Works of Lyn Hejinian, Susan Howe and Leslie Scalapino (2008). Aktuell arbeitet Tan an einem Projekt zur Ästhetik der Dekolonisation.

 

18.30 Uhr Beschreiben in Auswegen
Johannes Paul Raether und Tanja Widmann im Dialog über zwei Werke

Die Werkbeschreibung, eine vermeintlich neutrale, standardisierte Textform, begegnet uns regelmäßig in Zusammenhang mit künstlerischen Arbeiten: in Wandtexten und auf Labels, in Kritiken und Essays und nicht zuletzt im Rahmen von Kunstvermittlungsaktivitäten. Zumeist wird sie als notwendiges Übel betrachtet, als Mittel zum Zweck (von Kritik oder Lob), als tumbe Reflexion des eigentlichen Werks oder lästige Vorarbeit für die „Kür“ der Meinungsbildung. Ins Positive gekehrt lässt sich allerdings auch behaupten, dass die Werkbeschreibung die Grundlage für jede Verständigung über Kunst schafft: Was sie „sieht“ oder ausblendet, wie sie gewichtet und ordnet, welche (Sprach-)Barrieren sie auftürmt oder aus dem Weg räumt, lenkt den Zugriff auf das Werk. Johannes Paul Raether und Tanja Widmann beschreiben einander ein „Werk“ ihrer Wahl und reagieren auf die Beschreibungen des Gegenübers. Aus dem Textneutrum wird ein konfrontativer Dialog.

20:30 Uhr its not a thing
Performance von keyon gaskin, ca. 50 Min.

keyon gaskin prefers not to contextualize their performances with their credentials.

„its not a thing ist ein anti-theatrales Solo, das Trends in der zeitgenössischen Performancekunst problematisiert. Mit der Arbeit stellt gaskin Fragen zu den ‚vielfältigen Formen von Fürsorge und Undurchschaubarkeit […]‘, unterläuft die Rollen von Darsteller und Zuschauer*innen und fordert unsere Regeln für Mitwirkung heraus. Die Arbeit ist eine Punk-Geste. Es handelt sich nicht um eine typische Theatererfahrung – und genau darum geht es.“
– Ben Pryor, Kurator American Realness, New York

 

21:30 Uhr Magazin-Release Cocktail

22:00 Uhr Party
mit Musik von Jane D and Skrait

 

KLASSENSPRACHEN wurde von Manuela Ammer, Eva Birkenstock, Jenny Nachtigall, Kerstin Stakemeier und Stephanie Weber als langfristige Kollaboration initiiert.

Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds Berlin. Unterstützt von Cine Plus und Jungle World.

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