Inscribed Rituals – Bodies in Politics
Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf
HAUS 2: Alt-Marzahn 55,
12685 Berlin
Eröffnung 28. April 2015, 17–20 h
Öffnungszeiten: Mo-Fr 11–17 h und So 11–17 h
Das Future History Museum: Pioniere von Marzahn zeigt eine Konstellation von Fotografien, Texten, Videos, Zeichnungen, Tonaufnahmen, Fragebögen, Bannern und Notationen, die aus der künstlerisch-performativen Auseinandersetzung mit der sozialistischen Vergangenheit Marzahns im Rahmen des Kunst- und Bildungsprojekts Pioniere von Marzahn hervorgegangen ist. Für die Neubetrachtung lokaler Geschichte(n) und ihrer Darstellungsformen war das Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf zentraler Ausgangspunkt. Das Future History Museum: Pioniere von Marzahn bringt nun die Zeugnisse der künstlerisch initiierten Re-Imagination von Geschichte zurück ins Museum. In anachronistischen Nachbarschaften mit ausgewählten Archivdokumenten aus der bezirksgeschichtlichen Sammlung behaupten die ‚jungen’ Artefakte andere Erzählungen und neue Zusammenhänge zwischen Geschichte, Gegenwart und Zukunft.
Recherchezentrum und Schauplatz der geschichtlichen Erkundungen in der Marzahner Nachbarschaft bildete das ehemalige ‘Haus der Pioniere’, das 1988 in der Großraumsiedlung Marzahn, dem größten sozialistischen Wohnprojekt der DDR, eröffnete und seit den 1990er Jahren als Jugendzentrum gegenwärtige Formen der Jugendkultur beherbergt. Über sechs Monate haben sich Marzahner Kinder gemeinsam mit den Künstler*innen und Choreograf*innen Juliane Schmidt, Anna Till, Emma Haugh und Emma Waltraudt Howes auf die Suche nach den Spuren der einstigen Pionier*innen in ihrer Alltagsumgebung und unter ihren Mitmenschen gemacht. Als Teil des interdisziplinären Kunst- und Performanceprojekts The Forgotten Pioneer Movement (2.10. – 29.11.2014) widmete sich das Projekt Pioniere von Marzahn. Inscribed Rituals – Bodies in Politics der choreografischen Untersuchung sozialistischer Rituale sowie alltäglicher Gesten und Formen ihrer Einschreibung in die körperliche Erinnerung.
Mit der Künstlerin Juliane Schmidt und der Choreografin Anna Till erarbeitete eine Gruppe von Kindern eine Performance (aufgeführt am 9.11.2014 im JFE FAIR) sowie eine Serie von Choreografien für verschiedene Orte entlang der Marzahner Promenade. Die im Rechercheprozess aus Interviews, Filmen, Büchern und Objekten gesammelten, tänzerisch dekonstruierten politischen Gesten, pop- und medienkulturellen Anleihen und Alltagsbewegungen wurden in ein choreografisches Skript überführt und durch die physische Aktivierung der Kinder zeitlich wie räumlich re-kontextualisiert und so für neue, lebendige Betrachtungsweisen geöffnet. In Auseinandersetzung mit dem streng choreografierten, ideologischen Auftreten der sozialistischen Pioniere im öffentlichen Raum entwickelte eine zweite Gruppe von Kindern mit den Künstlerinnen Emma Haugh und Emma Waltraud Howes Marzahner Zukunftsbilder von wilden Banden, genannt TIGA und HERZ und organisiert nach den Wünschen der Kinder. In diesem zweiten Teil, Future History Museum Marzahn, wurde Geschichte als performative, visuelle Erzählung für ein imaginäres Museum der Zukunft entworfen.
Ein Kunst- und Bildungsprojekt im Rahmen von The Forgotten Pioneer Movement.
Ausstellungsarchitektur: Lorenzo Sandoval, dissident desire, 2013.
Eine District-Ausstellung im Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf