Ein Projekt von Suza Husse und Lorenzo Sandoval in Zusammenarbeit mit Daniel Brunet.
12. November 2013 – 7. Dezember 2013
Mit Anna Bromley, Constant, Larissa Fassler, Jaume Ferrete, Pieterjan Gandry, Valentina Karga, Wilhelm Klotzek, Hanne Lippard, Nasan Tur
Terrain of Threshold Voices verbindet das laufende District-Rechercheprojekt dissident desire zu widerständigen Praktiken prekärer Körper mit Narrativen migratorischer Bewegungen in Berlin, die im Projekt Aliens of Extraordinary Abilities? des English Theatre Berlin im Vordergrund stehen. Die Ausstellung öffnet ein performatives Gelände für Abweichung und Dissens. Jenseits normativer Festschreibungen und kultureller Repräsentationen manifestiert sich das Projekt in Form eines Sprachlaboratoriums für Schwellen-Jargons, wie sie aus Übergangssituationen erwachsen.
Das Projekt kombiniert diesen experimentellen Ansatz mit performativen Bewegungen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Die ortsspezifisch entwickelten Performance-Touren von Hanne Lippard und Wilhelm Klotzek behandeln diesen Mikrokosmos als Aktions- und Forschungsfeld. Sowohl die Ausstellung wie auch die Performances im Kiez kartographieren Strukturen und Bewegungen, wie sie an den Kreuzungspunkten der unterschiedlichen sozialen Narrative in Berlin entstehen.
10. November
20 – 21 h
A City After Our Heart’s Desire – Lautstrom#35
Radiofeature auf reboot.fm [UKW 88,4 MHz in Berlin und 90,7 MHz in Potsdam] von Anna Bromley
In ihrer multilingualen Karaoke-Installation mit dem Titel Are you voicing me? nimmt Anna Bromley Bezug auf die Methode des „menschlichen Mikrofones“, die in den 1970er Jahren aufkam und vornehmlich bei politischen Versammlungen in den USA eingesetzt wurde (zum Beispiel im Rahmen des Occupy Movements in New York). Hier wird eine Rede von den Menschen im Publikum Wort für Wort wiederholt und es entsteht eine menschliche „Amplifikation“. Für diese Installation sammelte Bromley Stimmen von Sprecher*innen verschiedener Communities, die Formen des urbanen Widerstand praktizieren, um sich für Visionen ‚ihres‘ Berlins einzusetzen.
12. November
18 h
Eröffnung
19 h
La langue Schaerbeekoise
Vortrag und Diskussion (in englischer Sprache) von Constant/Peter Westenberg
La langue Schaerbeekoise ist ein sozial- künstlerisches Projekt, das zwischen 2009 und 2012 im vielsprachigen Brüssler Stadtteil Schaerbeek im Umfeld des Platzes La Cage aux Ours stattfand. „Aufgrund ihrer diversen Akzente sind die von den Einwohnern von Schaerbeek verwendeten Wörter immer aufgeladen mit Assoziationen, Sentimenten, Begehren und der Patina des Lebens.“ Constants linguistische und soziale Erkundung erlaubt es Hörer*innen und Leser*innen, in den Mikrokosmos der sich entwickelnden Sprache Sachaerbeeks einzutauchen, die sich aus der Überlagerung und Verschmelzung der Ausdrücke, Tonlagen und Rhythen der verschiedenen Sprechweisen bildet. Da diese Stimmen, Tempi und Stimmungen normalerweise in der Druckerschwärze des geschriebenen Worts verloren gehen, präsentiert La langue Schaerbeekoise / De Schaarbeekse taal ein ungewöhnliches Wörterbuch aus Klanglandschaften, Bildern, einzigartigen stilistischen und grammatischen Merkmalen sowie beigefügten Erläuterungstexten.
Constant arbeitet im Zwischenraum von Medien und Kunst und interessiert sich für Kultur und Ethik des World Wide Web. Die künstlerische Praxis der Gruppe ist davon inspiriert, wie technologische Infrastrukturen, Datenverkehr und Software unseren Alltag bestimmen. Freie Software, alternatives Copyright und (Cyber)Feminismus sind daher wichtige und wiederkehrende Themen der Aktivitäten von Constant.
21 h
Voz Mal Sola
Konzertperformance von Jaume Ferrete
Voz Files ist ein fortlaufendes Projekt, das als Schirm für diverse Annäherungen an die (Wieder-)Aufnahme, Zirkulation und Verfügbarkeit der Stimme zu verstehen ist. Das Projekt wird als Auswahl aufgezeichneter Gespräche über dieses Thema mit Menschen aus den Feldern des LGTBQI Aktivismus, der Kulturkritik, der Sozialwissenschaften und somatischen Praktiken präsentiert. Während dieser Gespräche wurden Versuche unternommen, die Diskurse und Praktiken aus einer stimmlichen Perspektive zu befragen.
Voz Mal ist ein musikalisch-diskursiver Exkurs in die Gebrauchsweisen der Stimme, die hier sowohl als Live Konzert Performance und als Video Ausschnitt präsentiert werden. Im Video wird ein Text über das „menschliche Mikrofon“ im Kontext der Occupy Wall Street gelesen und gleichzeitig im Sinne dieses „menschlichen Mikros“ vom Publikum amplifiziert. Dieser Text, verfasst aus Zitaten und Referenzen, die von Avatar bis zu Alvin Lucier reichen, untersucht das „menschliche Mikro“ als eine verkörperte, utopische, erotische und politisch konstitutive Praxis einer kollektiven Stimme.
23. November
15 h
Phone in, Call out
Performance-Tour durch den Kiez (in englischer Sprache) von Hanne Lippard
“‚Sich zum Telefonieren verabreden’ erscheint heute als Anachronismus vergangener Zeiten, ebenso wie ‚neben dem Telefon sitzen und auf einen Anruf warten’ längst überflüssig geworden ist. Bevor das Mobiltelefon unser Leben bestimmte, hatte ein Telefonat einen gegebenen Ort und eine bestimmte Zeit, war eine Übereinkunft zweier von einander entfernter Teile“, sagt Hanne Lippard, deren Projekt PHONE-IN, CALL OUT individuell gewählte Streifzüge durch die Nachbarschaft mit dem Betreten von Call Shops verbindet, in denen mittels Telefonaten performativ realisierte Lesungen stattfinden. Die Teilnehmer*innen von Lippards Tour werden Telefonverabredungen an spezifischen Orten erhalten. Am anderen Ende der Leitung reflektiert eine Telefon-Persona über postmoderne Subjekte, die (smarte) Telefone als Erweiterungen ihrer Sinnesorgane besiedeln und bewohnen. In einer telefoniesüchtigen Kultur, in der man als „multi-tasking nomadic gizmo“ unterwegs ist, ist Hanne Lippards Call-Shop-Tour eine Erkundung der Eigenheiten des Telefonanrufs.
18 h
Terrain of Threshold Voices – Reader
Präsentation (in englischer Sprache) von Pieterjan Grandry und Valentina Karga
Valentina Karga & Pieterjan Grandy situieren ihre gemeinsame Arbeit im Spannungsfeld von Kunst, Drucktechnik und Architektur. Für den Terrain of Threshold Voces – Reader forderten sie die Teilnehmer*innen des Projekts auf, eine Auswahl von Texten und gesprochenem Material einzureichen, in denen ihre jeweilige Beziehung zu städischem Raum, Sprache und kollektiver Artikulation auf dem Spiel steht. Der Reader blickt somit auf die Forschungen und Methoden hinter jeder künstlerischen Arbeit. Ziel ist es, einen Einblick in die Hintergründe zu geben und die Stellung der künstlerischen Zugänge zur textuellen und visuellen Dimension der vielfältigen Raumkulturen neu sichtbar zu machen, die in Terrain of Threshold Voices vorgeführt werden. Im Zentrum steht der Beitrag von Karga und Grandry Beitrag als Teil eines übergreifenden Projekts, das mit Stadt befasst ist, mit den Spannungen ihrer Transformation und der Bildung neuer Communities. Der Reader wird am Abend des 23. November die Grundlage von Diskussionen und Austausch sein, – in Anwesenheit der Künstler*innen, die heiße Suppe servieren.
20 h
Dime Bumshow
Lesungen (in englischer Sprache) präsentiert von Broken Dimanche Press
21 h
In-between-ness: creating, writing and living in-between languages, genres and forms
Vortrag und Diskussion (in englischer Sprache) mit Camille de Toledo
30. November
15 h
Stätte – Stimme am Subjekt (Ein Non-Food-Menü)
Performance-Tour durch den Kiez von Wilhelm Klotzek
Treffpunkt: Gartenlokal Süden, im S-Bahnhof Priesterweg
In seiner Performance Stätte – Stimme am Subjekt setzt Wilhelm Klotzek den Ort der „Gaststätte“ durch gewagte Sprachskulpturen in Verbindung mit den Kleingartenpolitiken und Baumarkt-Kosmen der Anreiner*innen. Inmitten der Schrebergärten um die S-Bahnstation Priesterweg gehen Sie mit dem Berliner Künstler auf eine gewagte Gedankentour durch die Territorien des Wachsens, des Bauens und des Selbermachens. Für kurze Zeit werden Sie Teil einer Bewegung, die sie bis jetzt noch nicht kannten: Willkommen im Verein der „Multitooler“.
18 h
City says
Vortrag und Diskussion von Nasan Tur
In seiner seit 2007 laufenden Serie City Says… unternimmt der Konzeptkünstler Nasan Tur Recherchen in diversen „tätowierten Städten“, nämlich in öffentlichen Räumen z.B. in Lubljana, Berlin, Mailand, Belgrad, Wien oder Stuttgart, und hat so inzwischen Hunderte von Arbeiten – Zeichnungen und Graffiti – gesammelt, wobei er ein besonderes Augenmerk auf sogenannte „message graffiti“ legt. Tur eignet sich bestimmte subkulturelle und politische Botschaften an, setzt ihren originalen Stil außer Kraft und überträgt den rein linguistischen Code in ein von ihm entwickelte formale Schreib- und Anzeigesystem. In Terrain of Threshold Voices zeigt Tur ein Poster aus Istanbul Says..
19.30 h
Touristen fisten ist auch keine Lösung
Vortrag und Diskussion mit Peter Laudenbach
7. Dezember
15 h
Stätte – Stimme am Subjekt (Ein Non-Food-Menü)
Performance-Tour durch den Kiez von Wilhelm Klotzek
16.30 h
Phone in, Call out
Performance-Tour durch den Kiez (in englischer Sprache) von Hanne Lippard
18 h
Großes Ende