Die Mauer fiel uns auf den Kopf
Filmpräsentation und Gespräch mit Gülriz Eğilmez (Projektmanagerin, Modedesignerin und im Vorstand von Bilgisaray), Angelika Nguyen (Autorin, Filmjournalistin, Referentin), Nivedita Prasad (Professorin für Handlungsmethoden und genderspezifische Soziale Arbeit und Aktivistin für Menschenrechte)
Donnerstag, 13. August, 19.30 h
Sprache: Deutsch
Hygienekonzept: Die Veranstaltung findet in einer gut durchlüfteten 400 m² großen Halle statt, die mit einem Abstand von 1,5 m bestuhlt ist. Am Einlass stellen wir Desinfektionsmittel bereit. Bitte haltet den Mindestabstand ein und tragt einen Mund-und Nasenschutz.
Anmeldung: Bitte meldet euch über post@district-berlin.com an, wenn ihr an der Veranstaltung vor Ort teilnehmen möchtet. Die Teilnehmer*innenanzahl ist auf 40 Personen begrenzt.
30 Jahre Ausschluss – denn das bedeuten 30 Jahre deutsch-deutsche Vereinigung für migrantische und migrantisierte Menschen – nehmen wir zum Anlass diese marginalisierten Perspektiven deutscher Geschichte zu versammeln und sichtbar zu machen. Wir fragen: Wer lebte im Schatten der Mauer? Und laden die Akteur*innen und Zeitzeug*innen Gülriz Eğilmez, Angelika Nguyen und Nivedita Prasad ein, von ihren Erfahrungen und Erinnerungen zu berichten. Sie lebten auf beiden Seiten der Mauer und gehören unterschiedlichen Generationen an.
Drei mit ihnen eng verbundene filmische Arbeiten und Zeitdokumente erweitern diese Erzählungen: Bruderland ist abgebrannt (1991) von Angelika Nguyen, ist eine Pionier*innenarbeit, die inzwischen zum postmigrantischen Kanon gehört. In ihr dokumentierte Nguyen den Verbleib der vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen in der DDR, deren Staatsverträge mit dem Mauerfall ihre Gültigkeit verloren und thematisierte den damaligen Alltagsrassismus und die strukturelle Ausgrenzung. In Die Mauer ist uns auf den Kopf gefallen (2018) von Diane Izabiliza erzählen Frauen* of Color von der Wendezeit, die ihre aktivistische und politische Arbeit sehr prägte, Schwarze Bündnisse zwischen Ost- und Westfrauen stärkte und auch in der Gründung vieler Vereinen mündete. Gülriz Eğilmez und Alexandra Weltz-Rombach versammeln in den Interviews Mit offenem Blick | Açık bakışla – Migrantische Perspektiven zur Erinnerungskultur des Mauerfalls und der Wendezeit die Erlebnisse von Migrant*innen, die die Wiedervereinigung und den sogenannten Mauerfall in und um die Dresdener Straße in Berlin erlebt haben.
Gülriz Egilmez (*1973) arbeitet als Projektarbeiterin in Berlin.
„Meine politische Sozialisation in den 90er Jahren in Berlin war geprägt durch den erstarkenden Rassismus und die steigende Ausländerfeindlichkeit in der Wendezeit. Die Inklusion der migrantischen Erfahrung in die Erinnerungskultur um Mauerfall und Wiedervereinigung ist ein wichtiger Beitrag und die Chance für die BRD, den Migrant*innen, die sich als Teil dieser Gesellschaft sehen, die gebührende Anerkennung für ihre Partizipation an einem offenen, diversen und inklusiven Deutschland zu zollen.“
Angelika Nguyen, geboren 1961, wuchs als Kind deutsch-vietnamesischer Eltern in Ostberlin auf, studierte Filmwissenschaft in Babelsberg, drehte 1991 den Dokumentarfilm „Bruderland ist abgebrannt“, schrieb den Essay „Mutter wie weit ist Vietnam?“ über Rassismus in ihrer Kindheit im Sammelband „Kaltland“ (2011 Rotbuchverlag), arbeitet als Autorin, Moderatorin, Filmjournalistin, ist Mitglied bei korientation e.V. und des Kuratoriums im Haus für Demokratie und Menschenrechte.
Prof. Dr. Nivedita Prasad, Professorin an der Alice Salomon Hochschule in Berlin, wo sie u.a. den Masterstudiengang „Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession“ leitet. Das Thema „Sichtbarmachung von BiPoC Perspektiven“ beschäftigt sie auf akademischer und aktivistischer Ebene seit Ende der 80er Jahre. Anfang der 90er Jahre war sie maßgeblich daran beteiligt BiPoC Räume für Frauen in Deutschland zu gestalten; sie hat den ersten und zweiten bundesweiten Kongress für Schwarze Frauen, Migrantinnen, im Exil lebenden und jüdischen Frauen mitorganisiert, mit durchgeführt und mit May Ayim dokumentiert.
Diese Veranstaltung findet im Rahmen von Memory Care statt. Einem Projekt von Nuray Demir und Andrea Caroline Keppler / District*Schule ohne Zentrum. Memory Care verstehen wir als Versuch, dem herrschenden Narrativ intersektionale Erinnerungs*kulturen entgegenzusetzen und die Geschichten von Arbeitsmigrant*innen sowie auch anderer marginalisierter Akteur*innen nachzuzeichnen. Mit ihren ganz unterschiedlichen Protest- und Widerstandsformen haben sie wichtige Pionier*innenarbeit geleistet und ein empowerndes Vermächtnis hinterlassen, das nach wie vor von großer Relevanz ist. Dieses Vermächtnis möchten wir sichtbar machen.
In Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.