wildes wiederholen. material von unten

04/11/2018 — 16/12/2018

Ernest Ah, Sabrina Saase & Lee Stevens vom Kollektiv der Raumerweiterungshalle, Spröde DDR, aus gemeinsam unerträglich, 2018

Ernest Ah, Sabrina Saase & Lee Stevens vom Kollektiv der Raumerweiterungshalle, Posterinstallation im Archiv der DDR-Opposition, aus gemeinsam unerträglich, 2018.

Technosekte + Henrike Naumann: BRONXX, performance at Haus 22/Former Stasi Headquarters, 2018.

Nadia Tsulukidze, Big Bang Backwards, 2018

Nadia Tsulukidze, Big Bang Backwards, video performance and installation; (on the left) Raumerweiterungshalle Collective: gemeinsam unerträglich. ein dokumentarisches Mosaik, zine and radio play; both produced for wild recuperations. material from below, 2018.

Ausstellungsansicht, Archiv der DDR-Opposition

Anna Zett: Deponie 1, installation at District, produced for wild recuperations. material from below, 2018. Videostill

Environment, in the expanded sense: A conversation about the environmental movement of the GDR, about Western and Eastern waste (materials, languages, ideologies), (radio)active landscapes and histories with Mareike Bernien & Alex Gerbaulet, Tim Eisenlohr, Suza Husse, Sebastian Pflugbeil, Elske Rosenfeld, Anna Zett, in the frame of wild recuperations. material from below, 2018. Photo: Jil Zepp

A Vocabulary of Revolutionary Gestures: Repeating: Versuche / Framed, Video installation produced for wild recuperations. material from below, 2018.

Banner from the occupation of the Stasi headquarters in 1990, selected from the Archive of the GDR Oppositon by Elsa Westreicher, installation view at District with zines produced for wild recuperations. material from below by Elsa Westreicher, Mareike Bernien & Alex Gerbaulet, Raumerweiterungshalle Collective (Ernest Ah, Sabrina Saase und Lee Stevens), Kai Ziegner, 2018.

Künstlerische Forschung im Archiv der DDR-Opposition

Ausstellung, Programm, Publikation

Die Erfahrung des gemeinsamen widerständigen Lebens in der von jeder utopischen Zukunft gelösten Gegenwärtigkeit der späten DDR harrt noch immer einer differenzierten Bearbeitung. Das 1992 von Protagonist*innen der Bürgerbewegungen gegründete Archiv der DDR-Opposition dokumentiert diese Geschichte. Die hier versammelten Dokumente und Materialien zeichnen ein komplexes Bild der oppositionellen Frauen*-, Friedens- und Umweltgruppen, von lesbischen, schwulen und trans* Initiativen, dissidenter Kulturproduktion und Alltagswiderstand. Das Projekt geht mit den besonderen Möglichkeiten künstlerisch-historischen Arbeitens der Aktualität dieser wenig gehörten Geschichte/n auf die Spur und versucht, sie mit Begriffen und Praktiken des Politischen heute in Dialog zu setzen. Im Vorlauf der 2019 zu erwartenden Wiederauflage und Intensivierung etablierter Formen des Erinnerns richtet das Projekt das Augenmerk auf die gesellschaftlichen (Gegen-)Entwürfe und utopischen Realitäten, die – entlang des Versprechens wie des Scheiterns des Staatsozialismus – in den dissidentischen Szenen der DDR entstanden, und die im Archiv aufgehoben bleiben.

Die Künstler*innen und Autor*innen haben in einem mehrmonatigen Arbeitsprozess, im Gespräch miteinander und mit den Mitarbeiter*innen des Archivs, zu konkreten Materialien und Themen des Archivs geforscht und gearbeitet. Für die Ausstellung sind so Performances, Videoarbeiten, Installationen und weitere, in Form von Zines publizierte Beiträge entstanden, darunter eine Deponie für (materiellen, sprachlichen, ideologischen) West- und Ostmüll, eine Bildgeschichte verstrahlter Landschaften, eine Autobiographie politischer Gewalterfahrung 1988-2016, eine Suchbewegung zu queeren Poetiken des Widerstands in Dresden. Andere Beiträge widmen sich der Geschichte der DDR-Vertragsarbeiter*innen und dissidenter Solidaritäten oder re-inszenieren die Vielstimmigkeit lesbischer und nicht-binärer Wirklichkeiten. In einem fiktiven Piratensender wird das Archiv der DDR-Opposition ‚gegen den Strich‘ gehört und um die Stimmen des Widerstands von People of Color in der DDR ergänzt; ein Video beobachtet, wie drei Protagonist*innen daran scheitern, aus der Erfahrung des Runden Tischs einen Wahlwerbespot zu machen. Eine Performerin sucht in den schwarzen Löchern des Sozialismus nach Resonanzen zwischen Erfahrungen von Klaustrophobie, Dissidenz und Entfremdung.

Ein Kooperationsprojekt zwischen District Berlin und dem Archiv der DDR-Opposition / Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. kuratiert von Suza Husse und Elske Rosenfeld im Gespräch mit den Partner*innen im Archiv: Rebecca Hernandez Garcia, Frank Ebert, Christoph Ochs, Olaf Weißbach. Forschungsassistenz: Maria Josephina Bengan Making

Mit Beiträgen von Anna Zett, Elsa Westreicher, Elske Rosenfeld, Henrike Naumann, Kai Ziegner, Ernest Ah & Sabrina Saase & Lee Stevens vom Kollektiv der Raumerweiterungshalle, Mareike Bernien & Alex Gerbaulet, Nadia Tsulukidze, Peggy Piesche, Suza Husse & Maria Josephina Bengan Making, u.a. sowie Arbeiten von Bärbel Bohley.

ÜBERSICHT DER WERKE hier

ÜBERSICHT DER ZINES hier

 

AUSSTELLUNG
4. November – 16. Dezember 2018

Archiv der DDR-Opposition (Haus 17) und Haus 22 – Stasizentrale. Campus für Demokratie
Ruschestraße 103, 10365 Berlin
Öffnungszeiten: montags, 15-18 h und mittwochs, 15-20 h sowie am 15. und 16. Dezember von 15 bis 18 Uhr

•A Vocabulary of Revolutionary Gestures Videoinstallation von Elske Rosenfeld
• Big Bang Backwards Videoinstallation und Performance (4.11.) von Nadia Tsulukidze
Zines von Mareike Bernien & Alex Gerbaulet, Suza Husse & Maria Josephina Bengan Making, Ernest Ah & Sabrina Saase & Lee Stevens vom Kollektiv der Raumerweiterungshalle, Kai Ziegner und Elsa Westreicher
• Ausgewählte Dokumente aus dem Archiv und eine Grafik von Bärbel Bohley
• BRONXX Performance von Technosekte + Henrike Naumann (16.12.)

District Berlin
Bessemerstraße 2-14, 12103 Berlin
Öffnungszeiten: donnerstags – samstags, 15-19 h

• Deponie Installation von Anna Zett
Zines von Mareike Bernien & Alex Gerbaulet, Suza Husse & Maria Josephina Bengan Making, Ernest Ah & Sabrina Saase & Lee Stevens vom Kollektiv der Raumerweiterungshalle, Kai Ziegner und Elsa Westreicher
• Ausgewählte Dokumente aus dem Archiv und eine Grafik von Bärbel Bohley

PROGRAMM

Der Gefahr, dass Geschichtsschreibung zu Geschichtsfestschreibung wird, kann nur durch Vielfalt der Beschreibungen entgangen werden. — Samirah Kenawi

Im Veranstaltungsprogramm sprechen die Künstler*innen und Autor*innen, Archivmitarbeiter*innen und Zeitzeug*innen sowie andere Expert*innen zu in den Beiträgen bearbeiteten Themen, ihren historischen Kontexten und aktuellen Resonanzen.

4. November 2018
14-18 h Eröffnung im Archiv der DDR-Opposition und Haus 22 – Stasizentrale. Campus für Demokratie

• 15 h Archiv und Haus 22: Big Bang Backwards Performance von Nadia Tsulukidze
zu Resonanzen zwischen der eigenen Biografie und der einer ostdeutschen Theaterregisseurin und Dissidentin, zwischen Migrationserfahrung im Post-Sozialismus und weiblicher Klaustrophobie in der DDR.
• 17 h Haus 22: gemeinsam unerträglich Szenische Lesung von Ernest Ah & Sabrina Saase & Lee Stevens vom Kollektiv der Raumerweiterungshalle zu lesbischen und trans* Wirklichkeiten, Kulturen und Organisierungen in der DDR und ihren Weiterführungen bis heute.
Das Hörstück ist in gekürzter Version bei reboot.fm gesendet worden und kann hier angehört werden.

• 19 h District Berlin Ausstellungseröffnung

26. November 2018
Haus 22 – Stasizentrale. Campus für Demokratie
• 19 h Ich will dass niemand keinen Rest findet der Zeugnis wäre unserer Existenz  *
Gespräche und Archivlesungen zu Unterdrückungen und Widerständen in und zwischen verschiedenen politischen Systemen, zu queeren Subjektivitäten und intersektionalen Organisierungen, Allianzen und ihren Un/Möglichkeiten mit Claude Gomis & Saskia Köbschall, , Rebecca Hernandez Garcia, Samirah Kenawi, Ernest Ah & Sabrina Saase & Lee Stevens vom Kollektiv der Raumerweiterungshalle, Maria Josephina Bengan Making und Peggy Piesche, moderiert von Suza Husse und Elske Rosenfeld

5. Dezember 2018
District Berlin
• 18 h Deponie Ausstellungsgespräch mit Anna Zett *
zu Sprache als Teil der menschlichen Umwelt, zur toten, „zubetonierten Sprache“ des DDR-Systems, zu ihrer (Wieder-)belebung in der Opposition. Was macht eine lebendige Sprache aus, inwieweit ist sie heute ein politisches Ziel?
• 19 h Umwelt, im erweiterten Sinne  *
Ein Gespräch zu politischen Umwelten, zur Umweltbewegung der DDR, zu (materiellem, sprachlichem, ideologischem) West- und Ostmüll, dem (Nach)Strahlen von Landschaften und Geschichte/n. Mit Mareike Bernien & Alex Gerbaulet, Frank Ebert, Sebastian Pflugbeil und Anna Zett, moderiert von Suza Husse und Elske Rosenfeld.

15. Dezember 2018
Haus 22 – Stasizentrale. Campus für Demokratie
18 h Gastspiel DEST: Eine multikuratorische Online-Plattform für Videokunst aus dem ehemaligen „Osten“ und „Westen“ präsentiert Screening Kapitel #6 RETOPiA **
Videokunst- und Filmscreening zu den politischen Verschiebungen und Erinnerungsformen der paneuropäischen und globalen Dimension post-/sozialistischer Transformation. Mit Arbeiten von Marwa Arsanios, Pauline Boudry & Renate Lorenz, Anetta Mona Chişa & Lucia Tkáčová, Renata Poljak, belit sağ, Katrin Winkler, kuratiert und präsentiert von Katja Kobolt und Bettina Knaup.

16. Dezember 2018
Archiv der DDR-Opposition und Haus 22 – Stasizentrale. Campus für Demokratie
• 16 h A Vocabulary of Revolutionary Gestures Ausstellungsgespräch mit Elske Rosenfeld und Wolfgang Templin *
Das Video bearbeitet Filmmaterial eines Versuchs dreier Protagonist*innen, aus ihren Erfahrungen am Runden Tisch ein Jahr später einen Wahlwerbespot zu machen.
• 18 h Über das Nein hinaus / Der Anfang von Etwas *
Runder Tisch zur Revolution 1989/90 und deren politischen und (sub-)kulturellen Formen und radikal demokratischen Praktiken, zu ihrem Nachleben und ihrer Wiederaneignung heute. Mit Max Hertzberg, Henrike Naumann, Nadia Tsulukidze, Elsa Westreicher und Kai Ziegner, u.a. moderiert von Suza Husse und Elske Rosenfeld.
• 20 h BRONXX Performance von Technosekte + Henrike Naumann
Ein Versuch, mit den Mitteln experimenteller Musik ein alternatives Kommunikationssystem zum Sprechen über Stasi und Opposition zu entwickeln.

* Veranstaltung in deutscher Sprache mit Flüsterübersetzung ins Englische.
** Veranstaltung in englischer Sprache.

 

wildes wiederholen. material von unten: Künstlerische Forschung im Archiv der DDR-Opposition wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds. 

Die Robert-Havemann-Gesellschaft wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und durch den Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Das Veranstaltungsprogramm am 16. Dezember 2018 wird realisiert in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung.

Zum Projekt erscheint eine Publikation bei Archive Books.

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