Anna Zett: Deponie
Ausstellung im Rahmen des Projektes wildes wiederholen. material von unten: Künstlerische Forschung im Archiv der DDR-Opposition
Ausstellungslaufzeit verlängert bis 30. Januar 2019
Öffnungszeiten nach Vereinbarung: ak@district-berlin.com
District Berlin
Bessemerstraße 2-14, 12103 Berlin
Installation: Kies, 2-Kanal-Video, Holzobjekte, Urkunde Vierzig Jahre (1989) in Original und Kopie, 2018
Deponie ist eine Arbeit zu Sprache als Teil der menschlichen Umwelt, zur toten, „zubetonierten Sprache“ des DDR-Systems, zu ihrer (Wieder-)belebung in der Opposition. Was macht eine lebendige Sprache aus, inwieweit ist sie heute ein politisches Ziel?
Deponie geht aus Zetts Forschungen im Archiv der DDR-Opposition zur Umweltbewegung und ihrem regelmäßigen Teilwerden eines komplexen, von Kiessandtagebau und Betonfabrik geprägten, postindustriellen Ökosystems im Osten von Leipzig hervor. Mit Fragen nach Sprache als Teil politischer Umwelten und Umwälzungen, setzt sich Zett mit der Umweltbewegung der DDR und der Revolution 1989 auseinander. Vermittelt über einen großen Kieshaufen – als Herberge einer Betrachtung, die instabil, beweglich und zugleich von steiniger Dauer ist – bringen zwei Videos verschiedene Körper, Sprachen und Umwelten in Interaktion. Das auf dem Gelände des Kiestagebaus gedrehte zeigt eine Figur beim Beschreiben eines Kiesbergs und das Zerfallen ihrer Graffitis in der Bewegung der Steinchen. Wörter, ihre Poetik und Gewalt wird deponiert in den Kieseln, die zugleich Veränderung verlangen und einen erdzeitlichen Horizont. Neben der Choreographie des Verschwindens von Berg und Schreiber*in brechen Protagonist* innen der oppositionellen Umweltbewegung Strukturen, Sprachen und Sozialitäten des DDR-Regimes auf. Das Filmmaterial aus dem Archiv verwebt Ausschnitte aus damals illegalen Dokumentationen zum Umgang mit Müll und Abfall mit Tonaufnahmen aus einem 1986er Lyrikabend. Szenen von der Mauerbemalung Ost im November 1989 werden verknüpft mit einem PDS-Wahlwerbespot von der ersten freien Wahl 1990 und mit bisher ebenso spielerischen wie dramatischen Aufnahmen aus der 2. Besetzung mit Hungerstreik in der Stasizentrale 1990. In ihrem assoziativen, musikalisch orientierten Videoschnitt geht Zett performativen Sprachformen nach, in denen sich die Verschiebungen, Begehren und Ahnungen eines Moments Raum schaffen, kurz vor der Wiedervereinigung, nach der viele der aus der Opposition hervorgegangenen politischen Entwürfe auf Halde gelegt wurden. Deponie bringt die Resonanzen, Reibungen und historischen Körnungen der Begriffe Deponie und Utopie als verbindende, fragende Elemente zwischen Archiven und Landschaften, Körpern und Ideologien, unüberwindlichen Resten und politischen Möglichkeiten ins Spiel.
Anna Zett ist Künstlerin, Autorin, Regisseurin von Film und Hörspiel. Ihre Arbeit verbindet historische Recherche und analytische Perspektive mit einer spielerischen, interaktionsorientierten Herangehensweise. Im Mittelpunkt stehen dabei ebenso alltägliche wie widersprüchliche Symbole aus Modernismus, Kapitalismus und Naturwissenschaft, die Zett aufgreift um die Wandlung ihrer politischen und emotionalen Assoziationsfelder zu untersuchen. Anna Zett ist geboren und aufgewachsen in Leipzig und lebt in Berlin.
wildes wiederholen. material von unten: Künstlerische Forschung im Archiv der DDR-Opposition ist ein Kooperationsprojekt zwischen District Berlin und dem Archiv der DDR-Opposition / Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. kuratiert von Suza Husse und Elske Rosenfeld im Gespräch mit den Partner*innen im Archiv: Rebecca Hernandez Garcia, Frank Ebert, Christoph Ochs, Olaf Weißbach. Forschungsassistenz: Maria Josephina Bengan Making
Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds. Die Robert-Havemann-Gesellschaft wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und durch den Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Zum Projekt erscheint eine Publikation bei Archive Books.