Act II: Performing Encounters

05/03/2015 — 17/04/2015

Photos: Janine Halka

Curatorial Practices: Fields and Techniques

5. März + 17. April Workshops und Performances

Yvonne Reiners Performing Encounters setzen die Reihe Curatorial Practices: Fields and Techniques fort, mit der sich District seit 2014 aktuellen Tendenzen, Fragestellungen und Methoden des Kuratorischen widmet. Curatorial Practices: Fields and Techniques ist eine von Susa Husse und Michaela Richter initiierte Reihe von Workshops und Handlungen (Acts), die im September 2014 mit dem von der Künstlerin Iza Tarasewicz entworfenen Workshop Casting Creatures. Towards a Materialism of the Encounter begann.

Als erste von vier Handlungen (Acts) im Jahr 2015 erproben die Performing Encounters intime und öffentliche Szenarios für den Austausch und die Genese von Ideen an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft.

In ihrer seit 2014 in verschiedenen Kunsträumen entwickelten Serie re-interpretiert die Kuratorin Yvonne Reiners das Format des klassischen Salons als Ort für performative Wissensproduktion und als Methode künstlerischer Forschung durch Kuratieren. Durch die Aufführung und Adaption von Praxen des Sprechens bzw. des Edukativen von 1960 bis heute und ihre Verknüpfung mit zeitgenössischen Konzepten wie des ‚Gaming’ oder der ‚Performance-Lecture’ soll das Gespräch als künstlerisches Mittel erprobt werden.

Im Rahmen der zwei aufeinanderfolgenden Salons Anfang März und Mitte April 2015 bei DISTRICT werden mit DIY-Bio und Post-Net-Ästhetiken zwei transdisziplinäre Phänomene der Kunst- und Wissensproduktion untersucht, die inhaltlich viele Überschneidungen aufweisen: Durch die Demokratisierung (Open Content) von Inhalten im Web wurde das Do-it-yourself-Biohacking erst möglich – und umgekehrt bringen DIY-Bio-Künstler*innen Strategien des Web 2.0. wie z.B. die Network Community vom Digitalen wieder zurück ins Analoge.

 

5. März, 17 h
Performing Encounters über DIY Bio, Biohacker und Kunstpraxis mit Howard BolandC-LAB London, Biologe Rüdiger Trojok und dem interdisziplinären Biologen Brian Degger

17 h
Workshop mit Howard Boland von C-LAB London für bis zu 15 Teilnehmer.
Die Teilnahme am Workshop kostet 15 Euro und ist nur nach vorheriger verbindlicher Anmeldung über www.performingencounters.de oder per Email an hello@performingencounters.de möglich.

19 – 20 h
Lecture-Performance: Mikrobiom-Hack von Rüdiger Trojok

20 – 20.30 h
Pause

21 – 22 h
Screening des Films Seni Gotong Royong: HackteriaLab 2014 – Yogyakarta.
Anschließend Diskussion mit Brian Degger

Die politischen Dimensionen des Biohackings, die beispielsweise durch die Plattform hackteria.org offenbar werden, stellen ein positives Gegengewicht zum Elitarismus der Kunstszene dar: Biohacker*innen nutzen das Spiel um Wissen, nicht nur um zu reproduzieren, sondern auch um Experimente mit unsicherem Ausgang zu erfinden. Aktuelle Fragen der Ethik und der sozialen Verantwortung wie „Darf ein Mensch sich selbst genmanipulieren?“ oder „Wann wird unser Verlangen nach Optimierung auch unseren Gen-Code betreffen?“ spielen bei diesem Thema ebenso eine Rolle wie das demokratisierende Moment der Bewegung, das bis zu einer Teilhabe der Salonbesucher*innen reicht.

Howard Boland vom Londoner Kunstkollektiv C-Lab eröffnet den Abend mit einem Workshop, der einer kleinen Gruppe von Teilnehmer*innen durch einfache Experimente etwa mit fluoreszierenden Bakterien und Pflanzen deren Potential als Co-Autor*innen künstlerischer Prozesse aufzeigt und Anregungen für die Diskussion liefert. Anschließend beginnt der öffentliche Teil des Salons mit der Performance-Lecture des Biologen Rüdiger Trojok, der einen Mikrobiom-Hack mittels Einnahme von genmanipulierten Bakterien am eigenen Körper durchführen wird.

Der Abend endet mit der Vorführung der Filmdokumentation Seni Gotong Royong: HackteriaLab 2014 – Yogyakarta und einer anschließenden Diskussionsrunde mit Brian Degger, einem Teilnehmer des HackteriaLab 2014. Hackteria ist eine Webplattform und Sammlung von Open Source Biological Art-Projekten, die mit den HackteriaLabs Treffpunkte zum Wissensaustausch und zum Aufbau von regionalen wie internationalen Kollaborationen bezüglich aktueller künstlerischer Praktiken im Zusammenhang mit Bio- und Nanotechnologie sowie mit wissenschaftlicher Forschung im Allgemeinen organisiert.

 

17. April, 16 h
Performing Encounters 
über das Internet als demokratisierendes Medium mit unMonastery (Ben Vickers und Kei Kreutler) und den Künstlern Sebastian Schmieg und Jonas Lund 

16–19 h
Roleplay Workshop mit unMonastery (Kei Kreutler und Ben Vickers)
Der Workshop ist leider bereits voll.

19–20 h
Vortrag von Ben Vickers, Curator of Digital an der Serpentine Gallery London Anschließende Diskussion moderiert von Jeni Fulton

21 h
Screening von Arbeiten der Künstler Sebastian Schmieg und Jonas Lund mit anschließender Diskussion

Das Internet als demokratisierendes Medium steht im Mittelpunkt des zweiten Salons. Der Abend widmet sich der Performanz, dem Potenzial und dem Mythos der Post-Net-Ästhetiken, u.a. in Diskussion mit ihrem ehemaligen Protagonisten und heute größtem Kritiker Ben Vickers.

Ben Vickers ist Mitbegründer des Projekts unMonastery, eines neuen, auf zivile Partizipation ausgerichteten, sozialen Raums, der gleichermaßen auf re-interpretierten Klosterregeln und der Idee von Hackerspaces basiert. Zusammenschlüssen aus Hacker*innen, Künstler*innen und sozialen Innovator*innen wird an verschiedenen Orten der Welt ein physischer Raum zur Verfügung gestellt, um einen Beitrag zur Entwicklung neuer digitaler Werkzeuge leisten. In einem zweistündigen Roleplay Workshop werden die Teilnehmer zu Akteur*innen des Projekts. Anschließend wird Ben Vickers, Curator of Digital an der Serpentine Gallery London einen Vortrag halten.

Der Abend endet mit einem Werkgespräch mit den Künstlern Sebastian Schmieg und Jonas Lund.